HAARBRUCH UND HAARAUSFALL AUF WELTREISE

Geschichte

Vor ein paar Tagen habe ich mein größtes Weltreiseproblem auf Instagram öffentlich gemacht und unendlich viele Kommentare und Privatnachrichten darauf bekommen.

Ich hatte noch nie in meinem Leben dickes volles Haar, genetisch betrachtet, liegt das einfach nicht in meiner Familie…dafür danke ich Mama und Oma für ein Gesicht ohne Falten ;-). Auch ohne Weltreise verliere ich im Durchschnitt wohl etwas mehr Haare als andere, bisher aber für mich immer noch mehr oder weniger im normalen Rahmen.

Trotzdem war ich vor meiner Weltreise noch mal bei allen Ärzten und habe unter anderem auch einen Bluttest machen lassen, der an sich keine extreme Werte aufgewiesen hat. Mein Schilddrüsenwert geht eher Richtung Unterfunktion, aber noch war der Wert im Rahmen.

Im 2. Monat meiner Weltreise habe ich gemerkt, dass ich verstärkt Haarausfall habe. Da war ich in Taiwan. Zusätzlich habe ich den Monat davor auf den Philippinen natürlich extrem viel Zeit In der Sonne und im Salzwasser verbracht. Aus privaten Gründen war das auch eine etwas aufwühlende Zeit. Ein sehr guter Freund von mir ist gestorben, ein anderer hatte einen schweren Unfall…und ich bin überstürzt zurück nach Deutschland gereist. Die meisten von euch wissen, dass ich zwischendurch knapp 3 Wochen wieder in Deutschland war.

Dort habe ich dann auch andere Dinge im Kopf gehabt, war irgendwann wieder in gewohnter Umgebung und dachte nicht mehr so an den Haarausfall bzw. dachte, das wird jetzt wieder besser.

Dann ging es nach Thailand, wo ich 2 Monate verbracht habe und in dieser Zeit wurde der Haarausfall wieder extrem schlimm. Natürlich war ich auch hier ständig in der Sonne, am Strand, man schwitzt ununterbrochen. Gefühlt konnte ich zusehen, wie meine Haare immer dünner werden.

Links nach 2 Monaten Weltreise, daheim und gestylt…rechts nach knapp 8 Monaten, entstanden nach langer Busreise, platt gedrückt, müde und in der Sonne.

Links nach 2 Monaten Weltreise, daheim und gestylt…rechts nach knapp 8 Monaten, entstanden nach langer Busreise, platt gedrückt, müde und in der Sonne.

Ich habe gegoogelt wie eine doofe, Anti-Haarausfall-Shampoos gekauft und Tonnen von Kokosöl in meine Haare gekippt. Keine Besserung.

Irgendwann dachte ich, ich sitze das Thema „einfach“ aus und hoffe, dass es besser wird, wenn ich Asien verlasse.

Mittlerweile bin ich seit 2 1/2 Monaten in Südamerika und wirklich besser ist es immer noch nicht. Es ist definitiv nicht schlimmer geworden, aber meine Haare haben einfach deutlich an Volumen verloren. Und ich war am Verzweifeln.

Vor einer Woche habe ich in Cordoba endlich einen neuen Bluttest machen lassen. Mein Leben in den letzten 8 Monaten könnte nicht unterschiedlicher zu meinem Leben daheim sein, auch was die Ernährung angeht und ich wollte einfach sicher gehen, dass mir keine Vitamine fehlen oder der Schilddrüsenwert schlechter geworden ist.

Auch der neue Test war in Ordnung. Schilddrüse im Normalbereich, Vitamin B12 etwas niedrig (obwohl ich seit 8 Monaten so viel mehr Fleisch esse), aber nicht besorgniserregend und laut Ärzte mit Sicherheit nicht der Grund für den Haarausfall.

Die einfache, aber unbefriedigende Antwort war „Reisestress“ und „veränderte Lebensumstände“.

Super, daran kann ich nichts ändern, außer Heim zu fliegen. 🙁

Ich fühle mich auch nicht sonderlich gestresst, auch wenn mich das Thema natürlich zusehends belastet, aber klar, meine Lebensumstände ändern sich gerade wöchentlich.


Ihr seid nicht allein

Haarausfall, vor allem bei Frauen, ist ein Tabuthema. Ich habe lang mit mir gerungen das öffentlich zu machen. Am Ende war die Hoffnung auf hilfreiche Tipps aber größer als die Scham.

Und wisst ihr was, es geht vielen Reisenden so. Mir haben Mädels geschrieben, die bereits nach einem Monat Haarausfall bekommen haben, und es hält an. Ich bin also kein Einzelfall! Und du auch nicht!!!

Klar hilft uns das allen praktisch gerade überhaupt nicht weiter, ist theoretisch für die Psyche aber irgendwie hilfreich…finde ich zumindest.

Auch nach knapp 8 Monaten, aber frisch gewaschen und luftgetrocknet und nett zurecht gelegt…da sieht die Welt doch schon etwas besser aus.

Auch nach knapp 8 Monaten, aber frisch gewaschen und luftgetrocknet und nett zurecht gelegt…da sieht die Welt doch schon etwas besser aus.


Meine Recherchen

Ich habe in den letzten Monaten Stunden im Internet verbracht und auch eure Kommentare haben mir sehr geholfen. Hier sind meine Ergebnisse, Erfahrungen und Recherchen:

  • Kokosöl ist nicht immer gut
    Gerade in Asien bekommt man Kokosöl für alles empfohlen. Fast 3 Monate habe ich es benutzt und es hat meine Haare gefühlt nur noch spröder und trockener gemacht. Aber anstatt auf meinen Körper, in dem Fall den Kopf, zu hören, habe ich es weiter benutzt, weil ja alle davon schwärmen. Bis ich auf Nusa Lembongan eine Unterhaltung über das Thema mit einer anderen Reisenden hatte. Sie hatte tolle dicke Locken und gemeint, dass sie eine Zeit lang Kokosöl benutzt hat, weil es der Alleskönner für Haare sein soll. Ihre Haare waren trocken und spröde und brüchig…am Ende total kaputt. Nachts daheim habe ich gegoogelt und neben all den positiven Berichten, findet man auch einen Artikel, der besagt, dass Kokosöl bei einer bestimmten Haarstruktur genau das Gegenteil von dem bewirkt, was man will. Ich habe es sofort abgesetzt und zurück auf Bali Arganöl gekauft. Viel besser!!! Aber kaputt ist nun mal kaputt.

  • Asiatische Shampoos
    Asiaten haben dickes volles Haar und angeblich sind asiatische Shampoos so angemixt, dass sie Haare dünner machen sollen, sogar die asiatischen Versionen der Shampoos, die wir auch von Zuhause kennen. Ich bin natürlich nicht 100% sicher, ob das stimmt, aber wer die Gefahr erst gar nicht eingehen will, nimmt ne große Flasche von daheim mit. Da ich mit Handgepäck losgezogen bin und nur eine kleine Packung dabei hatte, musste ich relativ schnell vor Ort für Nachschub sorgen.

  • Schwitzen
    Südostasien ist heiß und feucht. Man schwitzt jeden Tag den ganzen Tag, hat dauerhaft Schweiß auf der Kopfhaut. Laut meiner Recherche ist Schweiß eine Art Säure und kann daher natürlich die Keratinstruktur der Haare angreifen. Für mich klingt das logisch. Wenn man dann noch ständig einen Helm trägt, ist einem juckende Kopfhaut gewiss. Ich habe normalerweise keine Kopfhautprobleme, aber in Thailand hatte ich das ein oder andere Mal juckende Kopfhaut.

  • Häufigeres Waschen
    Ich habe trockene Haare und Kopfhaut und kann daheim auch 5 Tage ohne Haare waschen. In Asien habe ich fast täglich gewaschen, weil ich entweder im Salzwasser war, einen ekelhaften Leihelm getragen habe, geschwitzt habe oder sich einfach so alles dreckig angefühlt hat. Benutzt also unbedingt ein ölbasiertes, feuchtigkeitsspendendes Shampoo.

  • Äußere Umwelteinflüsse
    Salzwasser, Sonne, Luftverschmutzung, schlecht gereinigtes Wasser, Wasser mit Chlor versetzt…die Liste ist lang. Vielleicht doch mal probieren mit Trinkwasser zu spülen. Ich habe das eine Zeitlang versucht, aber nicht dauerhaft durchgehalten. Manchmal hatte ich einfach keine volle Flasche übrig.

  • Krankheiten ausschließen
    Ich kann gar nicht zählen wie viele Mückenstiche ich in allen Teilen der Welt  bisher hatte. Die Mistviecher lieben mich. Wer mit mir im Dorm ist, ist safe. Die Mücken kommen garantiert zu mir, auch mit Deet-haltigem Anti-Mücken-Mittel. Trotzdem…und ich klopfe jetzt 3 Mal auf jedes Stück Holz in diesem Raum…war ich bisher kein einziges Mal krank, nicht mal eine echte Erkältung oder Fieber. Auf Bali hatte ich mal 3 Tage Halsschmerzen, bin mir aber sicher, dass das von der Luftverschmutzung und der langen Rollertour kommt (so ne Atemmaske macht hier durchaus Sinn, die gibt es auch in coolen Designs). Wenn ihr mal Fieber oder so hattet, lasst vielleicht prüfen, ob es nicht z. B. Dengue-Fieber ist. Ich weiß, ist scary, aber die erste Erkrankung mit Dengue muss nicht super schwerwiegend sein und trotzdem kann monatelang danach Haarausfall die Folge des Fiebers sein.

  • Ernährung beachten
    Die Ernährung auf Reisen ist soooo anders als daheim…und dann auch jede Woche wieder anders. In Asien habe ich 5 1/2 Monate jeden Tag, den ganzen Tag auswärts gegessen. Hostels haben hier für gewöhnlich keine Küchen, weil auswärts essen so günstig ist. Und es ist ja auch geil. Und essen ist Kultur. Und macht Spaß. Aber ist eben auch ungesünder als daheim zu kochen: mehr Fett, mehr Salz, wenig frisches Gemüse (frisches Obst ist in Asien relativ leicht). Ich habe z. B. gehört, dass ein Überschuss an Salz mit Jod die Schilddrüse beeinflussen kann, was wiederum natürlich zu Haarausfall führen kann.
    Ein anderer Punkt, den ich für mich durchaus in Asien in Betracht gezogen habe, ist dass ich nicht genug esse. Mein Appetit ist bei der Hitze so anders als Daheim. Ich esse seltener, viel kleinere Portionen, habe nicht mal Lust auf Schokolade (wer mich kennt, denkt jetzt, sie ist doch krank). Der Körper geht bei zu wenig Kalorien auf Sparflamme, was…surprise…natürlich auch zu Haarausfall führen kann. Mein Tipp, geht in ein klimatisiertes Restaurant. Hilft bei mir. Ich habe den ganzen Tag keinen Hunger, dann betrete ich eine arktische Shopping Mall und finde sofort zu meinem europäischen Appetit zurück: Gyoza, Curry, Red Velvet Cake…get in my belly.

  • Bluttest
    Lasst auf jeden Fall einen Test machen, einfach um sicher zu gehen, dass es eben nicht die Schilddrüse oder fehlende Vitamine sind. Und falls ihr, wie ich, die Welt bereist, macht das noch in Asien. Hier in Südamerika einen englischsprechenden Arzt zu finden (der dann auch noch Zeit hat und nicht erst in 2 Monaten einen Termin anbietet), ist eine echte Herausforderung.


Meine Helferlein

  • Ich nehme täglich Biotin, kann angeblich nicht schaden.

  • Seit Brasilien habe ich mein Balea-Shampoo wieder. Meine Freundin hat es mir mitgebracht.

  • Arganöl, oder Olive oder was weiß ich, aber kein Kokosöl mehr!!!

  • Haarmasken.

Seit ich reise, benutze ich natürlich keine Styling-Tools und habe meine Haare auch nicht gefärbt…was ich vielleicht sollte, denn mit Mitte 30 habe ich mittlerweile ein paar graue Haare (embracing my outer granny ;-)), aber scheiß drauf.

Haare zwischendurch mal schneiden lassen…zur Not tut es auch erst mal die Küchenschere und die Reisebegleitung, denn einem asiatischen Friseur wollte ich meine dünnen Fuseln nicht zum Experiment anbieten.

Ich habe mir ein Mittel besorgt, das „Regain“ heißt (Wochen darüber recherchiert) und schleppe seit 2 Monaten 4 Fläschchen mit mir rum. Benutzt habe ich es noch nicht, da ich mich nicht wirklich traue auf Reisen und ohne schnellen Zugang zu Ärzten solche Mittelchen auszuprobieren. Regain basiert auf einem Herz-Medikament, das Minoxidil heißt und nachweislich das einzige ist, dass bei einigen Menschen Haarausfall stoppt und sogar das Wachstum verstärkt. Klingt himmlisch, aber wie gesagt, bisher trage ich es nur mit mir rum, quasi als Backup-Mittel, wenn alle (Haar-)Stränge reißen.


Mein Fazit

Auch vor dem Bluttest habe ich für mich einen Mangel eigentlich ausgeschlossen, auch da ich keine der anderen Nebenwirkungen habe, die mit kaputten Haaren sonst einhergehen. Meine Nägel sind hart und wachsen wie Unkraut, meine Haut ist, toi toi toi, auch sehr kooperativ, von dem ein oder anderen Sonnencreme-Pickel mal abgesehen. Ich fühle mich nicht müde, kaputt oder gestresst.

Aber natürlich setze ich meinen Körper ständig anderem Essen, Klima, Wasser, langen Reisen, unregelmäßiger Rhythmus aus langen Partynächten und frühen Reisetagen und Hostels aus. Ja Hostels. Gerade am Anfang bin ich nachts ständig aufgewacht, hatte einen sehr unruhigen Schlaf. Klar, die letzten 3 1/2 Jahre habe ich allein geschlafen und plötzlich röcheln 13 andere neben mir, gehen ein uns aus, machen das Licht an, bewegen sich (im Doppelstockbett bewegt man sich dann halt einfach mit) pupsen, schnarchen oder packen ihre Taschen um 4 Uhr morgens. Und manchmal sind die Matratzen auch einfach nur scheiße.

Unruhiger Schlaf ist Stress für den Körper. Und auch wenn ich mich mittlerweile an Ohrenstöpsel und Schlafmaske gewöhnt habe, ist mein Schlaf wahrscheinlich immer noch leichter als daheim im eigenen Bett.

Tja, ich habe also nicht wirklich eine Lösung für unser Problem, außer dass es hoffentlich wieder besser wird, wenn wir Heim gehen.

Ich habe mir vorgenommen in Zukunft wieder mehr auf meine Ernährung zu achten, den Alkoholkonsum etwas einzuschränken (Ooopss… ;-)) und vielleicht versuche ich es mal mit Meditation gegen Stressabbau.

Ansonsten seid stark, genießt trotzdem eure Reise und denkt nicht ständig dran (bin ich selbst ganz schlecht drin mittlerweile).

Wenn sich bei mir irgendetwas ändert oder ich das ultimative Wundermittel gefunden habe, lasse ich es euch natürlich wissen.